Fast zwei Meter misst die Spannweite der schneeweißen Drohne, 152 cm ist sie lang, mehrere elektronisch betriebene Propeller treiben sie an. In einem aerodynamisch geformten Kasten transportiert sie medizinische Lieferungen, Blutproben oder Impfstoffe in dünn besiedelte Gebiete – wie etwa in Malawi. Sie kann fünf Kilogramm 75 Kilometer weit fliegen.

In der Produktionshalle der Wingcopter in Weiterstadt, das Unternehmen, das die Drohne baut und die Lieferungen organisiert, ist das Fluggerät ausgestellt. Eine 20-köpfige Delegation der SPD-Bundestagsfraktion steht um sie herum und schaut sich die Drohne an.

Am zweiten Tag der Klausur ihrer Fraktion in Wiesbaden sind die Abgeordneten ausgeschwärmt in Exkursionen. Einen Schwerpunkt bildeten dabei innovative Unternehmen. Neben Wingcopter ging es etwa zum Industriepark Höchst und dem Pharmaunternehmen Merck.

160 Arbeitsplätze geschaffen

Auf der Klausur war die Transformation der deutschen Wirtschaft hin zu einer digitalisierten und klimaneutralen Wirtschaft mit guten, tariflich bezahlten Arbeitsplätzen und wie die Politik dies unterstützen kann eines der Hauptthemen.  

Wingcopter hat bereits 160 Arbeitsplätze geschaffen – und will weiterwachsen. Dazu braucht die Firma allerdings mehr Kapital. 100 Millionen Euro hat sie bereits einsammeln können seit ihrer Gründung 2017. Doch das ist nicht genug, um weiter wachsen zu können. „Jetzt brauchen wir Wachstumskapital“, sagt Gründer Tom Plümmer.

Das Unternehmen hat große Pläne,will in sechs bis sieben Jahren neben den medizinischen Lieferungen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung für vorwiegend humanitäre Projekte auch in die Lebensmittellieferung einsteigen. Die Fast-Food-Lieferung habe Wingcopter bereits getestet, sagt Plümmer, und es habe funktioniert: Das Essen sei noch warm gewesen. Die Pizzalieferung sei also auch durchaus eine Zukunfstoption.

Plümmer wünscht sich, dass sich die Politik zusammen mit ihnen an einen Tisch setzt und  nach Wegen sucht, um das leichter möglich zu machen hierzulande.

Bei der SPD-Fraktion stößt er auf offene Ohren. „Das ist ein wirklich tolles Beispiel für ein Startup, das in Deutschland entstanden und gewachsen ist, und wir diskutieren mit ihnen darüber, wie wir sie dabei unterstützen können, hier zu bleiben, hier erfolgreich zu sein, und einen neuen Wirtschaftszweig für die Zukunft aufzubauen“, sagt die Abgeordnete Isabel Cademartori, die im Verkehrsausschuss sitzt. 

Mehr Investitionen in Startups

In einem Positionspapier hat die Fraktion am Montag einen Sechs-Punkte-Plan beschlossen, um die Konjunktur zu beleben, den Reformstau weiter anzugehen und dabei gleichzeitig die Transformation der Wirtschaft voranzubringen. Darin wirbt sie auch für Investitionen in Startups:  

„Um unsere wirtschaftliche Stärke zu sichern, brauchen wir weiterhin massive staatliche und private Investitionen: In neue Industrieansiedlungen ebenso wie in Forschung und Entwicklung, in die Transformation bestehender Unternehmen ebenso wie in Startups, die zu DAX-Konzernen von morgen werden können“, heißt es in dem Papier.

Insbesondere Startups müssten gefördert werden: „Zur Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft gehören attraktive Rahmenbedingungen für Startups“, steht in dem Beschluss. Wichtige Meilensteine aus der Startup-Strategie der Bundesregierung sollen im Zukunftsfinanzierungsgesetz umgesetzt werden, fordern die Abgeordneten.

Deutschland zum Gründerland machen

Das von der Bundesregierung geplante Zukunftsfinanzierungsgesetz soll Deutschland zum Gründerland machen. Mit einer Vielzahl von Maßnahmen sollen die Hürden für den Kapitalmarktzugang abgebaut werden. Dies wird zu einer Unterstützung der Unternehmen in Höhe von einer Milliarde Euro pro Jahr beitragen.

Fraktionschef Rolf Mützenich kündigte den Gründern jedenfalls auch seine Unterstützung an: Er werde alles tun, damit die Schwerfälligkeit bei der Finanzierung abgebaut werde. 

Den vollständigen Sechs-Punkte-Plan lesen Sie hier